Raschke on Barabbas

Discussion about the New Testament, apocrypha, gnostics, church fathers, Christian origins, historical Jesus or otherwise, etc.
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Giuseppe
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Raschke on Barabbas

Post by Giuseppe »

I have in my hands the Hermann Raschke's book, Die Werkstatt des Markusevangelisten, where he would like to prove that proto-Mark is the Marcion's Gospel.

I quote precisely p. 307-309, his commentary about the Barabbas episode in Mark (I replace Greek and Hebrew words with §§§§).


(1) Der Verfasser is bemüht, das Verfahren gegen Jesus möglichst der Vorschrift der jüdischen Prozeßordnung gemäß darzustellen. War das große Sanhedrin am ersten Verhandlungstage zum Spruche "schuldig" gekommen, dann mußte es am folgenden Tage noch einmal abstimmen; erst dann konnte das Urteil vollstreckt werden. (Vgl. Art. Synhdrion, HAMBURGER II.) Diese Sitzung in der Frühe des 15. Nisan ist noch unmöglicher als diee am 14.

(2) Das §§§§§ ist ein bündiges Ja! Jesus durfte sich den König der Juden nennen in dem Sinne, daß er trotz, ja gerade wegen der Leidenslage, in der er sich befindet, der wahre Christus ist im Gegensatz dazu, daß die Offiziellen nur einen nationalen Triumphator als Messias anerkennen wollen. In der Annahme des Königstitels steckt die stärkste Polemik gegen die politischen und nationalistischen Wahnideen der Juden, und insofern eine Lossagung von ihnen.

(3) Die Anklagen der Hohenpriester können nur zum Inhalt haben, daß in ihren Augen ihr König nur ein Mann vom Schlage Davids, ein Mann der Faust und des Degens sein konnte.

(4-5) Daß Jesus auf die Anklagen nicht antwortet, ist teils typologisch, teils dadurch begründet, daß er nicht dem Munde, sondern mit der Tat seines Leidens und Sterbens die Wahrheit der Leidensmessianität beweisen soll. Er will ja oder vielmehr er muß ja kraft höherer Notwendigkeit leiden. Hier ist nichts mehr su reden, sondern nur noch zu tun oder besser zu leiden; die Erspriester sind mit ihrem Räsonnement nur zu bemitleiden, sie wissen nicht, was sie tun; sie glauben zu schieben und werden geschoben.

(6) Ob die Osteramnestie auf den Brauch bei den Sakäenfesten zurückgeht, steht dahin; jedenfalls ist sie für die Juden in unserem Geschichtszusammenhang nich vorhanden; sie ist reine dramatische Konstruktion und gehört ins Gebiet der Dichtung.

(7) Es scheint daß der Name Bar-abbas nicht der Name des Räubers, sondern ein Beiname war. Sehr merkwürdig ist die Art, wie im Markustext "der sogenannte Barabbas" als eine den Lesern schon bekannte Persönlichkeit behandelt wird und auch die weitere Bemerkung von "den Aufrührern", die «in dem Aufstand einen Mord begangen hatten", sieht so aus, als ob Markus auf bekannte Vorgänge anspiele. Diese Beobachtung halte ich für eine der feinsten, die JOH. WEISS in seinem Markuskommentar gemacht hat. Noch feiner freilich ist, daß hier bei Matthäus neben mehreren anderen Handschriften selbst der Sinaisyrer Jesus Barabbas liest; denn damit wird ausdrücklich neben Jesus Christus Jesus Barabbas zur Wahl gestellt, und es ist nicht ohne Absicht, daß das Volk sich für den einen gegen den anderen entscheidet. Jesus Barabbas ist also ein Messias wie Jesus Christus, nur ein Messias nach dem Herzen der Juden, während die Art Messias, wie Jesus Christus sie darstellt, ihnen unannehmbar ist. Auch von Markion berichtet Tertullian adversus Marcionem 4:2, daß in seinen Augen der Christus der Juden ein militaris et armatus bellator, ein «militärischer Kriegsmann in Waffen» ist, und daß er dagegen einen freundlichen, friedlichen, sanftmütigen und gütigen Christus predigt. Genau so stehen hier im Evangelium zwei Messiasse nebeneinander, und vielsagend entscheiden sich die Juden für den Christus militaris et armatus bellator. Und freilich hat JO. WEISS recht, daß der Evangelist hier von einem seinem Lesern und seiner Zeit und ihm selbst bekannten Mann spricht, denn Barabbas ist Barkochba, der Zeitgenosse Markions; Barkochba endete seine kurze Heldenlaufbahn mit dem Heldentode für sein Volk und Vaterland um 135. JO. WEISS gibt zu, daß mit §§§§§§§§ der Name Barabbas als ein Beiname charakterisiert ist. Aber auch Barkochba ist nicht der eigentliche Name des letzten Nationalhelden der Juden; sein eigentlicher Name ist unbekannt. Den Beinamen Barkochba erhielt er von Akiba, der ihn mit Bezug auf 4. Mos. 24:17 unter dem Namen «Sternensohn - Barkochba» als Messias ausrief. Denn der andere Name, der für Barkochba genannt wird, Barkoseba, «Lügensohn», scheint nicht weniger ein Sptizname zu sein, den ihm die Gegenpartei beilegte, weil sie sein Unternehmen als zwecklos und hoffnungslos verwarf. Nun konnte der Evangelist den Antichristus mit Rücksicht auf die Zeit des Dramas natürlich nich mit dem bekannten Namen Barkochba nennen, er mußte diesen so verändern, daß sowohl den Forderungen der Dichtung als auch den Bedürfnissen seiner Zeit, die die Anspielung verstehen sollte, Genüge geschehe; so nahm er den dem Barkochba nächsten, sehr gebräuchlichen Namen Barabba. Aber es scheint noch ein anderer Grund erkennbar zu sein, warum seine Wahl gerade auf diesen Namen fiel. Ich halte es nicht für unmöglich, daß schon Akiba auf die Wahl des Beinamens Barkochba nur deswegen kam, weil der eigentliche Name dieses Messias eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Namen hatte, unter dem er bekannt und berühmt geworden ist. Nun aber wird Gittin 56a als Oberhaupt der Sikarier - das sind eben §§§§§§§§ù Räuber - ein Abba Sikara genannt, der ein Zeitgenosse des Rabbi Meir (um 130 bis 160 blühend) war. (Vgl. LEVY I, Artt. Abba und III, Art. Sikara.) Ich wage nicht zu behaupten, daß dieser Sikarier Abba mit Barkochba identisch ist, obgleich aus Rücksichten der Zeitgeschichte dagegen nichts eingewendet werden kann, so daß also Akiba aus der Klangverwandtschaft §§§§ Abba (§ ist Kehllaut) und §§§§ Barkochba den Erfüller der Weissagung von dem Stern 4. Mos. 24:17 gemacht haben würde und das §§§ des Evangelisten nur eine Weiterbildungdes eigentlichen Namens §§§ über §§§§ hinaus unter Rückgang auf den wirklichen Eigennamen wäre. Das ist um so möglicher, als zumal im galiläischen Dialekt § zu § verdünnt wird und in der Aussprache davon nicht zu unterscheiden ist, so daß in §§§§ die beiden § nur die Mater lectionis für den von ihnen getragenen Vokal a zu sein brauchen. (DALMAN a. a. O. 58) Danach ist es also möglich, daß die Form Barabba dem eigentlichen Namen des Nationalmessias der Juden näher kommt als die Form Barkochba. §§§§ ist dann die Erhebung der Juden unter Barkochba von 132-135, die aber schon mit der Bewgung unter Pappus und Julianus um 118 ihren Anfang nahm und mit einigen Unterbrechungen bis 135 andauerte. Jedenfalls aber hat die Tatsache, daß es zur Zeit Barkochbas einen namhaften Sikarier und Parteigänger des Barkochbas einen namhaften Sikarier und Parteigänger des Barkochba mit Namen Abba gab, im Verein damit, daß Barabba ein ganz geläufiger Name war, so daß die Träger dieses Namens immer noch durch besondere Nebennamen unterschieden werden mußten, mitgewirkt, den Namen Barkochba mit Barabba nach der Art eines Palimpstests zu verdecken. VOLKMAR a.a. O. 598 f. will das Barrabbas des Hebräerevangeliums aus der beabsichtigten Anspielung auf Barkochba hervorgegangen sein lassen, Barabbas soll deutlich das Vorbild des Barkochba sein; so stehe ich also mit der Vermutung Barabbas-Barkochba nicht allein.

Daß Pilatus den Juden einen gefährlichen Aufrührer sollte freigegeben haben, um einen harmlosen, ihm vielmehr nützlichen Prediger hinzurichten, zumal er wußte, daß die Erspriester ihn nur aus Haß verfolgten, ist lächerlich. Dieser Pilatus hat sicher nie (II) existiert. Die Erspriester als Volkshetzer muß man sich merken, das gehört ind er Tat zu ihrer Characteristik.

(14) Seher bemerkenswert ist, daß die Juden dem Pilatus den Grund ihrer Animosität gegen Jesus nicht angeben; sie würden sich übel verraten haben als Nationalisten und um so weniger ihren Zweck erreichen. Sie können nur schreien: kreuzige ihn!; mit der Kraft ihrer Lungen verbergen sie die Schwäche ihrer Gründe.

(15) Um das Volk zufriedenzustellen, gab er ihrem Wunsche nach - man vergleiche hierzu den Pilatus nach Josephus.

(16-20) Die Verspottung eines Verurteilten gehörte schon zum Strafvollzug; diese Art von Verspottung hat freilich besondere, nämlich schriftstellerische Gründe. Der Spaßkönig der Sakäen.

Basically he is saying that Abba Sikara was a historical Zealot active under Bar Kokhba, hence his name "Abba" would have inspired the name of "Barabbas", as reference to Bar-Kokhba, since Marcion couldn't risk the mention of Bar-Kokhba himself.

I confess that I am disappointed about this interpretation, since the best interpretation in absolute terms of the Barabbas episode is given by Couchoud/Stahl.
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Giuseppe
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Re: Raschke on Barabbas

Post by Giuseppe »

A delusion is also how Raschke interprets the "TU DICES" of Jesus to Pilate's question: an affermative answer meant to make the point that Jesus deserves the appellative of "King of Jews", since Jesus himself realizes that the true Christ has to suffer to be such.

How this interpretation can be marcionite is totally beyond my mind!!!

It is infinitely more probable that the function of "TU DICES" is a Judaizing interpolation, Stahl/Couchoud docent:

Matthew underlines of a feature supported twenty achievements of prophecies. In front of Pilate Jesus is formally accused of saying is Christ, a King (Luke 23:2), and when Pilate asks to him whether he is it, he does not contradict. Thus there is no doubt. The one crucified in truth is well Jesus the Christ.

(my bold)
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Giuseppe
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Re: Raschke on Barabbas

Post by Giuseppe »

Possibly, a bit slightly supportive of Rasckhe's view about Barabbas, is the mention of the determinative article before the revolt of Barabbas:

A man called Barabbas was in prison with the insurrectionists who had committed murder in the uprising

(15:7)

The reader would have easily realized what was the revolt in question: the great Bar-Kokhba's revolt.

The reference to that precise revolt is valid, but not necessarily deliberate. I think that in the writers shortly after the Second World War, any reference "to the war" would have worked easily as reference to that precise war. Even unconsciously.
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